Prämierte Arbeit:
Integrierte Versorgung Abhängigkeitskranker: Effekte einer qualifizierten ambulanten Entzugsbehandlung
Verleihung des Wolfram-Keup-Förderpreises 2014 – Studie zum ambulanten Entzug prämiert
24.3.2014 Entgiften, entwöhnen, abstinent bleiben – wenn das so einfach wäre. Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Suchterkrankung werfen immer noch eine Reihe von Fragen auf, die zu stellen und zu untersuchen es sich lohnt. Der vom buss – Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe vergebene Wolfram-Keup-Förderpreis zeichnet alle zwei Jahre eine wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit aus, die wichtige Fragen zur Weiterentwicklung der Suchthilfe untersucht hat. So haben der diesjährige Preisträger Dr. med. David V. Steffen und seine Mitautorinnen Lisa Steffen und Sonja Steffen ein eigenes Konzept zur Integrativen Versorgung beim ambulanten Entzug entwickelt und dessen positive Effekte nachgewiesen. Der Titel der Arbeit lautet ‚Integrierte Versorgung Abhängigkeitskranker: Effekte einer qualifizierten ambulanten Entzugsbehandlung‘.
„Die ambulante kassenärztliche Versorgung Suchtkranker hat zwar im hochdifferenzierten deutschen Versorgungssystem für Suchtkranke auch ihren Platz“, so Dr. Bernd Wessel, stellvertretender Vorsitzender des buss, in seiner Laudatio, „spielt aber für die Vermittlung in die spezifische Suchthilfe nur eine kleine Rolle, was dem Vorkommen von Suchterkrankungen in der Haus- und Facharztpraxis keinesfalls gerecht wird.“ Als entscheidendes Kriterium für die Preisvergabe hob Dr. Wessel hervor: „Das von den Preisträgern initiierte und hinsichtlich des Erfolgs geprüfte Modell der Integrierten Versorgung Abhängigkeitskranker vernetzt die Strukturen der ambulanten kassenärztlichen Krankenversorgung mit spezialisierten Behandlungsstätten, insbesondere Rehabilitationseinrichtungen, um die große Zahl an Suchtkranken, die sonst unerkannt und ohne spezifische Behandlung in Arztpraxen vertreten sind, in den Mittelpunkt zu rücken.“
In die Studie einbezogen wurden knapp 300 Patienten. Die Patienten wurden entsprechend den ‚Empfehlungen zur qualifizierten ambulanten Alkoholentzugsbehandlung‘ der Bundesärztekammer behandelt, Entzugssymptome wurden nach dem CIWA-Score gemessen, nach definiertem Schema wurde Diazepam verabreicht und im Verlauf symptomadaptiert ausgeschlichen. Während der Entgiftung erfolgten tägliche ärztliche Visiten, im Anschluss daran mindestens wöchentliche Visiten. Ergänzend dazu fanden wöchentlich 50-minütige Einzelgespräche und 90-minütige Gruppengespräche in der ambulanten Sucht-Rehabilitationseinrichtung statt. Die Themen waren: soziobiographische und Suchtanamnese, sozialtherapeutische Interventionen, Motivationsförderung, Rückfallmanagement und Krisenintervention. Zu den nachgewiesenen positiven Effekten dieses Modells gehören neben der schnellen Identifizierung und Behandlung von Abhängigkeitskranken eine überdurchschnittlich hohe Vermittlungsquote in medizinische Rehabilitationsmaßnahmen und eine stabile Abstinenz bzw. die Verhinderung von Drehtür-Effekten bei der Entgiftung.
Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe vergibt den Wolfram-Keup-Förderpreis alle zwei Jahre für die beste wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit auf dem Gebiet der Entstehung und Behandlung von Missbrauch und Sucht. Neben dem Vorsitzenden des buss, Dr. Martin Beutel, und den Vorstandsmitgliedern Gotthard Lehner, Dr. Wibke Voigt und Dr. Bernd Wessel gehörten der Jury für die Vergabe 2014 folgende externe Gutachter an:
- Dr. Michael Klein, Katholische Hochschule NRW,
Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP), Köln - PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universität Lübeck - Dr. Norbert Scherbaum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
LVR-Klinikum Essen
Foto: Dr. David V. Steffen, Förderpreisträger 2014, mit den buss-Vorstandsmitgliedern Dr. Wibke Voigt und Dr. Bernd Wessel. ©Frank Löhmer, Berlin
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