Förderpreis 2012 Dr. Mira Fauth-Bühler und Mitautor:innen

Prämierte Arbeit:
Nicotine Dependence Is Characterized by Disordered Reward Processing in a Network Driving Motivation

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI): Mitarbeiterin des ZI erhält Wolfram-Keup-Förderpreis

21.3.2012 Für ihre Arbeit „Nicotine Dependence Is Characterized by Disordered Reward Processing in a Network Driving Motivation“ erhält Dr. Mira Fauth-Bühler, Leiterin der Arbeitsgruppe Spielsucht am ZI, den mit 2.000 Euro dotierten Wolfram-Keup-Förderpreis.

Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V. (buss), ein bundesweiter Zusammenschluss von stationären Einrichtungen zur Behandlung und Betreuung suchtkranker Menschen, vergibt alle zwei Jahre den „Wolfram-Keup-Förderpreis“ für die beste wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit auf dem Gebiet der Entstehung und Behandlung von Missbrauch und Sucht. Professor Wolfram Keup initiierte und leitete bis zu seinem Tod 2007 das Projekt „Frühwarnsystem zur Erfassung von Veränderungen der Missbrauchsmuster chemischer Substanzen in der Bundesrepublik Deutschland“.

Dr. Mira Fauth-Bühler untersuchte in ihrer in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry“ veröffentlichten Arbeit die Veränderungen im Belohnungssystem bei Nikotinabhängigkeit sowie die Frage, warum einige Individuen nikotinabhängig werden, während andere die Substanz kontrolliert konsumieren können. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) wurde bei abhängigen Rauchern und nichtabhängigen Gelegenheitsrauchern die Aktivierung im mesokortikolimbischen System des Gehirns verglichen. Das mesokortikolimbische System wird auch als „Belohnungssystem“ bezeichnet. Dieses System ist dafür zuständig, Belohnungen wahrzunehmen, sie vorherzusehen und entsprechende Handlungen zur Erlangung der Belohnungen in die Wege zu leiten. Drogen wie Opioide, Alkohol oder Nikotin entfalten ihre Wirkungen durch Beeinflussung dieses Systems und können auf diese Weise Abhängigkeit erzeugen. Die genauen Mechanismen, die der Abhängigkeitsentwicklung zugrunde liegen, sind jedoch noch nicht geklärt.

Eine große Rolle könnte dabei die individuelle Bedeutung der Substanz selbst, also von Zigaretten, und die von alternativer Belohnung, wie beispielsweise Geld, spielen. In Dr. Fauth-Bühlers Bildgebungsstudie wurde daher untersucht, wie das Gehirn von abhängigen und gelegentlichen Rauchern auf die Belohnungsankündigung von Zigaretten bzw. von Geld reagiert und wie sehr die Teilnehmer gewillt waren sich anzustrengen, um die jeweilige Belohnung zu erhalten.

Die Studie zeigt, dass Gelegenheitsraucher auf eine Belohnungsankündigung in Form eines Geldbetrags mit einer höheren Aktivität im Belohnungssystem reagieren, als auf eine Belohnungsankündigung in Form von Zigaretten. Diese Personen wendeten auch mehr Anstrengung auf, um diesen Geldbetrag – im Vergleich zu Zigaretten – zu erlangen. Überraschenderweise wiesen abhängige Raucher in beiden Bedingungen eine ähnliche Aktivität auf und nicht wie erwartet eine erhöhte Aktivität in Bezug auf Zigaretten. Im Unterschied zu den nichtabhängigen Rauchern war die Aktivität im Belohnungssystem bei abhängigen Rauchern insgesamt jedoch auf niedrigerem Niveau und es gab keine Unterschiede in der Anstrengung zum Erhalt von Geld oder von Zigaretten. Der entscheidende Unterschied zwischen abhängigen und nicht abhängigen Rauchern besteht also darin, dass Abhängige auf eine Belohnungsankündigung mit einer verminderten Aktivität im Belohnungssystem reagieren, egal ob es sich um Zigaretten oder alternative Belohnungen handelt. Daher erscheinen Therapien der Nikotinabhängigkeit vielversprechend, die abhängige Raucher zu alternativen, belohnungsversprechenden Aktivitäten anregen und diese verstärken, so dass diese Aktivitäten für die Raucher eine größerer Bedeutung gewinnen als das Rauchen selbst.

Pressemitteilung des ZI Mannheim, 23.03.2012

Ergänzung durch den bus.:
Zur Jury des Wolfram-Keup-Förderpreises gehören stets vier Vertreter:innen des buss (Vorsitzende:r und drei weitere Vorstandsmitglieder) sowie bis zu drei externe Gutachter:innen. 2012 setzte sich die Jury zusammen wie folgt:

  • Martin Beutel (Vorsitzender buss), Gotthard Lehner (buss), Dr. Wibke Voigt (buss), Dr. Bernd Wessel (buss)
  • Dr. Karl F. Mann, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, Mechthild Dyckmans, Drogenbeauftragte der Bundesregierung von 2009 bis 2013, sowie Prof. Dr. Gerhard Bühriger, Technische Universität Dresden und Institut für Therapieforschung in München (2012)

Foto: Dr. Mira Fauth-Bühler, Wolfram-Keup-Preisträgerin 2012, mit Dr. Bernd Wessel, buss-Vorstand. ©KONTUREN




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