Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) hat seine aktuelle Verbandsauswertung veröffentlicht. Es liegen jetzt die Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2020 und die Katamnesedaten des Entlassungsjahrgangs 2019 vor.
Die Auswertungen stehen auf der Homepage unter Datenauswertungen zum Download bereit.
Basisdaten 2020
Für die Erhebung der Basisdaten des Entlassungsjahrgangs 2020 gingen aus 98 Einrichtungen insgesamt 15.219 Fälle ein. Neben einer Gesamtauswertung wurden 9.052 Datensätze für die Indikation Alkohol/Medikamente und 4.649 Datensätze für die Indikation illegale Drogen aus stationären und ganztägig ambulanten Einrichtungen ausgewertet. Die Adaption wurde indikationsübergreifend nach Einrichtungstyp ausgewertet und umfasst 1.165 Fälle. Zusätzlich wurde eine gesonderte indikationsübergreifende Auswertung der ganztägig ambulanten Einrichtungen erstellt.
Die Erhebung der Basisdaten erfolgt seit 2017 nach dem KDS 3.0. Die Auswirkungen der Pandemie lassen sich an der Datenmenge ablesen: Obwohl die teilnehmenden Einrichtungen in den Jahren 2019 und 2020 in etwa gleichgeblieben sind, wurden rund 13 Prozent weniger Fälle geliefert. Dies könnte den Belegungsrückgang mancher Einrichtungen widerspiegeln: Einzelne Belegung von Doppelzimmern, Umwidmung von Stationen für andere Patientengruppen und Aufnahmestopp durch Coronaausbrüche.
Im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 ist die Vermittlung aus ambulanten Suchthilfeeinrichtungen für die Hauptindikationen Alkohol/Medikamente und Drogen rückläufig. Dagegen ist die Vermittlung aus dem Krankenhaus für die Indikation Alkohol/Medikamente um vier Prozent gestiegen. Von den Drogenpatienten wurde jeweils knapp ein Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr über Krankenhäuser und Ambulanzen vermittelt. In ganztägig ambulanten Einrichtungen stieg die Vermittlungsquote aus ambulanten Suchthilfeeinrichtungen und Krankenhäusern um jeweils knapp ein Prozent. Der Beginn der Pandemie könnte Grund für die Effekte sein. Die Entwicklung in der kommenden Auswertung bleibt abzuwarten.
Die Corona-Pandemie hat sich geringfügig auf die Motivation der Rehabilitanden ausgewirkt. Die Haltequote ist gegenüber der Erhebung aus dem Vorjahr in etwa gleichgeblieben. Bei Drogen-Rehabilitanden hat sich die Haltequote leicht verbessert.
Im Vergleich zwischen den Jahren 2019 und 2020 scheint die Ausnahmesituation einen Einfluss auf die Art der Beendigung zu haben. Bei den Hauptindikationen und den ganztägig ambulanten Einrichtungen sind die regulären Entlassungen bis zu sechs Prozent zurückgegangen. Die vorzeitige Entlassung auf Wunsch der Rehabilitanden ist über alle ausgewerteten Bereiche gestiegen. In Adaptionseinrichtungen und ganztägig ambulanten Einrichtungen ist die Quote der Abbrüche um rund ein Prozent gestiegen.
Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkung die Pandemie im nächsten Auswertungszeitraum hat.
Katamnesedaten 2019
Die Katamneseerhebung des Entlassungsjahrgangs 2019 ist die dritte Auswertung nach dem neuen KDS 3.0. Es haben sich 62 Einrichtungen mit insgesamt 10.760 Datensätzen an der Erhebung beteiligt. 45 Einrichtungen erreichten den geforderten Mindestrücklauf von jeweils größer 25 Prozent (Indikation Alkohol/Medikamente, ganztägig ambulante Einrichtungen) und größer zehn Prozent (Indikation Drogen und Adaption). Somit fließen in die Erhebung 7.096 Datensätze ein.
Die erhobenen Daten belegen, dass sich die Lebenssituation von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen durch die medizinische Rehabilitation in ganztägig ambulanten (Tageskliniken) und stationären (Fachkliniken, Adaption) Einrichtungen verbessert. Mindestens Zweidrittel aller planmäßig entlassenen Antworter sind ein Jahr nach der Rehabilitationsmaßnahme abstinent. Die Erfolgsquote von allen Behandelten fällt im Entlassungsjahr 2019 höher aus als im Vorjahr.
Eine solide und belastbare Datenbasis bildet eine wichtige Grundlage zur validen Erfolgsmessung der medizinischen Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen und deren Darstellung nach außen. Katamneseerhebungen dienen damit einerseits der Durchsetzung der berechtigten Ansprüche der Rehabilitanden auf eine angemessene, professionelle Behandlung. Andererseits liefern sie schlüssige Argumente, dass medizinische Rehabilitation wirkt und Politik sowie Leistungsträger die Rahmenbedingungen so gestalten sollten, dass Rehabilitation auch in Zukunft zuverlässig auf hohem fachlichem Niveau durchgeführt werden kann.
Bereits seit vielen Jahren führt der buss – wie auch andere Fach- und Dachverbände, z. B. der Fachverband Sucht, der Deutsche Caritasverband und der Gesamtverband für Suchthilfe – Fachverband der Diakonie Deutschland – Katamnesen durch und erweitert damit die Datensammlung der deutschen Suchthilfestatistik in sinnvoller Art und Weise. Aus der Praxis kam der Wunsch nach einem einheitlichen Katamnesebogen für das ambulante und stationäre Setting, aber auch nach dem Einbeziehen der Einrichtungen der Eingliederungshilfe bzw. der besonderen Wohnformen in die Katamneseerhebung.
Das führte dazu, dass innerhalb des Fachausschusses Deutsche Suchthilfestatistik der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen über eine Vereinfachung und Vereinheitlichung des Katamnesebogens diskutiert und daraufhin eine verbändeübergreifende Arbeitsgruppe installiert wurde, die eine neue, vereinfachte Form entwickelt hat. Mit dem Ziel, einerseits mehr Rehabilitanden zu erreichen und andererseits die Datenqualität innerhalb der Einrichtungen zu verbessern, kommt der modular aufgebaute Bogen ab dem 01.01.2022 zum Einsatz und wird erstmals für die Katamneseerhebung des Entlassungsjahrgangs 2021 verwendet.
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