Leitbild

Das Leitbild des Bundesverbandes Suchthilfe e. V. wurde in der hier vorliegenden Fassung von der Mitgliederversammlung am 21. März 2023 in Berlin angenommen.

Da sich die Mitgliederstruktur mit der Öffnung des Verbandes für ambulante Einrichtungen im Februar 2022 verändert hat, wurde das Leitbild vom bus.-Vorstand überarbeitet. Dabei wurden zum einen die ambulanten Einrichtungen in das Leitbild aufgenommen, zum anderen haben sich die Vorstandsmitglieder intensiv mit dem Abstinenzparadigma auseinandergesetzt. Die vom Vorstand erarbeitete Fassung wurde von den Mitgliedern geprüft und ergänzt. Als Ergebnis liegt nun ein Leitbild vor, das als Ziel der Einrichtungen der Suchthilfe die Teilhabe definiert und die Abstinenz als einen Schritt auf dem Weg dorthin.

I. Unser Menschenbild

Die Verbandsarbeit ist geprägt durch das jeweilige Menschenbild unserer Mitgliedseinrichtungen. Grundlage unserer professionellen Hilfeleistung in unseren Einrichtungen ist ein ganzheitliches, humanistisches Menschenbild. Von hoher Bedeutung für eine Vielzahl der Häuser ist eine christliche Grundhaltung. Respekt, Wertschätzung und Zuwendung sind Basis fachlicher Hilfe für Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen und ihre Kinder und Angehörigen.

In ihrer Hilfebedürftigkeit haben diese Menschen, ihre Kinder und Angehörigen Anspruch auf optimale, wissenschaftlich begründete Beratung und Behandlung, die sich am Bedarf und Willen sowie den Fähigkeiten der/des Einzelnen ausrichtet. Unsere Mitgliedseinrichtungen sind Orte, an denen Menschen Unterstützung für eine gesunde Lebensorientierung finden und Sinnerfüllung erfahren können. Wir nehmen unsere Verantwortung für Natur und Umwelt ernst. Die an der Würde des Menschen ausgerichtete ethische Grundhaltung bestimmt unseren Umgang untereinander und mit unseren Partnern.

II. Unsere Stärken – Fachlichkeit und Qualität

  • Gemeinsam stehen wir für Fachlichkeit, Qualität und Professionalität der Hilfen. Wir setzen uns ein für Förderung, Differenzierung und Optimierung der Beratung, Betreuung, Behandlung und Rehabilitation – dies beinhaltet insbesondere den Ausbau und die Standardisierung der Hilfen für Kinder und Angehörige von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen,
  • wir beteiligen uns an der Entwicklung wissenschaftlich basierter Leitlinien und Standards und arbeiten zusammen mit wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie Akademien und Instituten,
  • wir entwickeln und erproben wissenschaftlich fundierte Modelle und Konzeptionen sowie integrierte Behandlungs- und Verbundsysteme,
  • wir wirken mit bei themenbezogenen Gesetzgebungsverfahren und Rahmenvereinbarungen auf Landes- und Bundesebene,
  • wir sind kontinuierlich präsent an sozialpolitischen Brennpunkten mit der Möglichkeit, zeitnah und flexibel zu handeln,
  • wir setzen uns ein für die Akzeptanz von Abhängigkeit als Krankheit auf allen Ebenen der Gesellschaft und unterstützen die Interessen von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen sowie von deren Kindern und Angehörigen,
  • wir wirken mit an der Weiterentwicklung bedarfs- und zukunftsorientierter Einrichtungen,
  • wir wollen ein Versorgungssystem, das sich durch Effizienz, Transparenz und gerechte Vergütung auszeichnet,
  • wir fördern die Kompetenz unserer Mitglieder in regionalen und überregionalen Arbeitskreisen,
  • wir arbeiten zusammen mit allen in der Suchthilfe tätigen Personen, Einrichtungen und Organisationen, wobei der Kooperation mit den Leistungsträgern ein besonderer Stellenwert zukommt.

Wir sind führend bei der Förderung, Sicherung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der Qualität der Behandlung von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen. Mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems in der Suchttherapie haben wir entscheidende Impulse und Maßstäbe für die Qualitätsentwicklung in der professionellen Suchthilfe gesetzt und führen dies kontinuierlich fort.

Wir stellen unsere sachverständige Kompetenz bei der Weiterentwicklung von Dokumentations- und Qualitätssicherungssystemen den verantwortlichen Leistungsträgern zur Verfügung.

Wir sichern die Qualität der Behandlung durch gezielte Weiterbildung von Fachkräften.

III. Unsere Ziele

Unsere Mitglieder bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen engagiert in den Verband ein und entwickeln Strategien für die gemeinsame Arbeit. Unser Ziel ist die ständige Verbesserung der Beratungs-, Betreuungs- und Behandlungsqualität. Gemeinsam mit unseren Partnern, den Sozialleistungsträgern, schaffen wir die Voraussetzungen für eine bedarfs-, indikations- und zielgerechte Versorgung.

Wir setzen uns ein für:

  • ein breites und differenziertes Versorgungsangebot, das dem Prinzip der Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit sowie der umfassenden Teilhabe am gesellschaftlichen und Erwerbsleben verpflichtet ist,
  • ein Versorgungsangebot, das auch für die Kinder und Angehörigen von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen die benötigten Hilfen, z. B. therapeutisch und pädagogisch, bereitstellt,
  • die Umsetzung von fachlichen Leitlinien und Standards zur Behandlung von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen,
  • die kontinuierliche Weiterentwicklung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität,
  • rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die es den Einrichtungen ermöglichen, ihren Versorgungsauftrag optimal zu erfüllen,
  • regional orientierte Netzwerke aller an der Suchthilfe beteiligten Personen und Institutionen,
  • den interdisziplinären Ansatz der Suchthilfe,
  • eine enge Verbindung von Praxis und Wissenschaft, auf nationaler und internationaler Ebene,
  • die Berücksichtigung der Interessen von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen und des Suchthilfesystems in der Gesundheitspolitik,
  • eine gute Zusammenarbeit aller Verbände der Suchthilfe und anderer Leistungserbringerverbände sowie der Suchtselbsthilfeverbände,
  • für eine diskriminierungs- und stigmatisierungsfreie Suchthilfe sowie
  • die Hilfe zur Selbsthilfe.

IV. Unsere Mitglieder

Der Bundesverband Suchthilfe e. V. (bus.) lebt von der Mitwirkung und der Kreativität der Mitglieder. Diese arbeiten eng und intensiv in regionalen Arbeitskreisen und Qualitätszirkeln zusammen.

Wir pflegen in unserem Verband

  • einen offenen Erfahrungsaustausch,
  • einen fachlichen Wissenstransfer,
  • eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Berufsgruppen sowie
  • eine differenzierte Fort- und Weiterbildung

in einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre.

V. Unsere Interessenvertretung

Wir vertreten die fachlichen und versorgungspolitischen Interessen unserer Mitglieder.

Wir nehmen Einfluss auf gesundheits-, sozial- und gesellschaftspolitische Prozesse und wirken konstruktiv und kritisch mit bei der Formulierung von Gesetzgebungsvorhaben und Rahmenvereinbarungen auf Länder- und Bundesebene.

Im Dialog mit den Sozialleistungsträgern erweisen wir uns als kompetente und konstruktive Gesprächspartner:innen.

Besondere Bedeutung hat für uns die Zusammenarbeit mit den Verbänden der Suchtselbsthilfe, die in besonderer Weise die Interessen von Menschen mit substanz- und verhaltensbezogenen Störungen und Beeinträchtigungen und von deren Angehörigen vertreten.

Wir setzen digitale Medien ein, um unser Beratungs- und Behandlungsangebot mehr Menschen zur Verfügung zu stellen. Wir suchen die enge fachliche und persönliche Zusammenarbeit mit der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), der AG MedReha, den Trägerverbänden der freien und öffentlichen Wohlfahrt sowie mit anderen Verbänden.

Berlin, 21. März 2023